Theater Quedlinburg

André Bücker (Staatsintendant der Stiftung Staatstheater Augsburg) und
Kay Metzger (Intendant Theater Ulm)

haben sich in einem offenen Brief zur Situation unseres Theaters in der Übergangsphase vom Zweckverband zur gGmbH geäußert und auf die hohe Verantwortung der kommunalen Gesellschafter und des Landes Sachsen-Anhalt hingewiesen.

 

Hier der Wortlaut des offenen Briefes:

O F F E N E R  B R I E F

16. Juni 2023

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Dr. Haseloff,

sehr geehrter Herr Landrat Balcerowski,

sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Szarata,

sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Ruch,

als ehemalige Intendanten des Nordharzer Städtebundtheaters beobachten wir aus der Ferne mit großer Sorge, wie ungewiss die Zukunft des traditionsreichen Dreispartentheaters aktuell ist und appellieren eindringlich an die Verantwortlichen der Landesregierung und des Zweckverbands, eine mittel- und langfristige Sicherung für das Theater und die Harzer Sinfoniker zu schaffen.

Das Nordharzer Städtebundtheater war auch unter unseren Intendanzen unterfinanziert und existenzgefährdet. Gleichwohl haben Land und kommunale Rechtsträger doch immer die grundsätzliche Spielfähigkeit des Theaters gewährleistet und dafür tragfähige Lösungen entwickelt, die allerdings den Beschäftigten große Opfer abverlangten.

Nach den Jahren der permanenten Unterfinanzierung, den Einbußen während der Pandemie und in Anbetracht der derzeit extrem gestiegenen Sachkosten sowie der aktuellen Tarifabschlüsse ist das gegenwärtige Defizit von zwei Millionen Euro nicht überraschend.

Dankenswerterweise sind die kommunalen Träger bereit, ab der kommenden Förderperiode höhere Mehraufwendungen zu tragen. Wie aber wird sich das Land Sachsen-Anhalt verhalten? Das Konsolidierungskonzept und der verabschiedete Grundsatzbeschluss der Zweckverbandsversammlung benennen die schlimmsten möglichen Entwicklungen für das Haus und wecken bei den Beschäftigten Existenzängste. Im extremsten Fall müsste das Orchester mit seiner über einhundertjährigen Tradition aufgelöst werden. Das wäre gleichbedeutend mit dem Ende des Theaters in seiner kulturpolitischen Funktion in den beiden Städten und als Landesbühne auch im Umland und überregional, ein immenser Verlust an kultureller Versorgung der Bürgerinnen und Bürger in den Kommunen und Gemeinden. Es wäre zudem auch ein schwerer persönlicher Schicksalsschlag für die Vielzahl der unmittelbar Betroffenen am Haus, die z.T. jahrzehntelang Dienst für das Nordharzer Städtebundtheater verrichtet haben.

Solch ein Beschluss mag politisch und strategisch motiviert sein, was er aber mit den Menschen macht, die zur schnöden Verhandlungsmasse verkommen, steht auf einem anderen Blatt. Hier sollten sich alle Verantwortlichen fragen, welche ethischen Ansätze sie im Kern vertreten.

Wir fordern Sie, die kommunalen Rechtsträger, auf: Rüsten Sie das Harztheater auskömmlich aus. Bitte gestalten Sie den Rechtsformwechsel vom Zweckverband in eine gGmbH für alle Mitarbeitenden fair und für das Haus stabil. Statten Sie die gGmbH mit einer Stammeinlage von mindestens drei Monatsgehältern aus, damit nicht bei kleinsten Finanzschwankungen Insolvenz angemeldet werden muss.

Das Land Sachsen-Anhalt fordern wir auf: Begleiten Sie den Rechtsformwechsel mit ausreichenden Finanzmitteln. Eine gGmbH ist kein Teufelswerk und kann eine große Chance für einen Theater- und Konzertbetrieb darstellen. Dafür muss der Haushalt auskömmlich sein und an die deutlich veränderten Rahmenbedingungen angepasst werden.

Dieses kleine, aber feine Mehrspartenhaus wirkt seit über 30 Jahren in die Region, ist für viele Bürgerinnen und Bürger, für zahlreiche Kinder und Jugendliche identitätsstiftend und hat immer wieder mit seinem vielfältigen künstlerischen Programm und durch das immense Engagement aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die kulturelle Grundversorgung seines Publikums abgesichert.

Es steht hier ungemein viel auf dem Spiel, was sich mit Geld nicht aufwiegen lässt.

Mit freundlichen Grüßen

André Bücker -  Staatsintendant der Stiftung Staatstheater Augsburg

Kay Metzger - Intendant Theater Ulm

 

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