Zum zwölften Mal wurden die jährlichen Theaterpreise durch den Theaterförderverein Halberstadt und den Musik- und Theaterverein Quedlinburg am 17.11.2018 vergeben.
Der Preis für die beste Inszenierung der vergangenen Spielzeit wurde von der Jury an die Komödie "Frau Müller muss weg" in der Inszenierung von Sebastian Wirnitzer vergeben.
Für ihre künstlerische Einzelleistung erhält die Koloratursopranistin Bénédicte Hilbert den Theaterpreis 2018.
Herzliche Glückwünsche an die Preisträger auch von dieser Stelle!!
Den Rahmen für die Theaterpreisverleihung bildete das 2. Sinfoniekonzertes im Großen Haus in Quedlinburg.
Das 2. Sinfoniekonzert fand auch in dieser Spielzeit wieder im Rahmen des Impuls-Festivals für neue Musik in Sachsen-Anhalt statt.
Wir danken an dieser Stelle der Firma "Eger - Gut hören, besser verstehen" und Herrn Peter-Jürgen Mette Braem, welche das Preisgeldes stifteten. Herr Mette Braem widmet das Preisgeld seiner verstorbenen Frau, einer Nachfahrin der berühmten Samenzüchterfamilie Mette aus Quedlinburg.
Impressionen
Laudatio von Ernst-Ullrich Jürgens:
Laudatio
für Bénédicte Hilbert
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Theaterfreunde !Heute soll die französische Künstlerin Benedict Hilbert mit dem Theaterpreis 2018 ausgezeichnet werden.
Schon als Kind erhielt sie eine umfassende Ausbildung an der Bratsche und ist seither der Musik verfallen. Noch während ihres Germanistikstudiums in Paris und Halle absolvierte sie eine Gesangsausbildung in Paris. Dort erhielt sie 2010 ihren Abschluss und studierte danach weiter in Leipzig. Ihr Konzertexamen als Koloratursopranistin absolvierte sie 2016 an der Hochschule für Musik ,,Felix-Mendelssohn-Bartholdy“ in Leipzig.
Schon während ihrer Ausbildung erhielt sie zwischen 2010 und 2014 wichtige Auszeichnungen sowohl in Frankreich als auch bei uns.
Ihr Deutschland-Debüt erfolgte 2013 als Papagena an der Oper Leipzig. Nach unterschiedlichsten Rollen an verschiedenen Spielorten gehört sie seit 2016 zum festen Ensemble des Nordharzer Städtebundtheaters.
Seit dieser Zeit konnte sie in 16 Inszenierungen wie Bsp. als Esmeralda in der ,,verkauften Braut“, als Bianca in ,,Kiss me Kate“ und als Flaminia in „Die Welt auf dem Monde“ ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellen und mit stimmlicher Brillanz ihr Publikum erobern.
Laudatio von Klaus Ruprich:
Laudatio
für "Frau Müller muss weg"
„Wir müssen die blöden Bälger irgendwie durchkriegen.“
Das ist die Losung, die wie ein Damoklesschwert über der Elternversammlung schwebt. Ein Gespräch mit Frau Müller, der Klassenleiterin, soll hier nachhelfen. Doch die möchte über eine ganz andere Schiene eigentlich das gleiche Ziel erreichen. Da sie keine „Gut-Noten-Garantie“ gibt, sind sich die Eltern vorweg schon einig: Frau Müller muss weg!
So nimmt das Geschehen vor Beginn der eigentlichen Versammlung, dem Elternabend, seinen unheilvollen, heilvollen Lauf.
Hier scheinen sich das Schauspielensemble unseres Theaters und der Regisseur Sebastian Wirnitzer bestens auszukennen, denn es folgt in dieser Kammerinszenierung ein Feuerwerk von sehr heiteren bis sehr nachdenklichen Szenen. Die Kammerbühne als Klassenzimmer oder doch das Klassenzimmer auf der Kammerbühne?
Schüler, um die es geht, treten physisch gar nicht in Erscheinung. Auf jeden Fall haben aber die 4. Klassen der Grundschule „Anne Frank“ aus Halberstadt hier mit ihren Zeichnungen bzw. Bildern an den Wänden die richtige Klassenraum-Atmosphäre geschaffen. Ein Lob dafür den kleinen Akteuren im Hintergrund und Andrea Kaempf als Ausstatterin dieses Stückes für diesen Einfall, ebenso aber auch der Bühnentechnik, der Maske, den Kostümschneiderinnen, den Ankleiderinnen und der gesamten Ausstattung.
Und nun nimmt das Stück Fahrt auf, dank eines engagierten kleinen Ensembles, das nicht nur einen Lehrer-Eltern-Konflikt ausfechten will (oder muss?), sondern auch noch eine Wessi-Ossi Charaktershow auslebt. Da prallen die Charaktere eines zugezogenen Ehepaares (Lisa Marie Liebler / Stefan Werner Dick) und der alleinerziehenden Ost-Mutter (Swantje Fischer), die mal mit dem Macho-Vater (Sebastian Borucki) eine Affäre hatte, und einer Karrierefrau (Elisa Ottersberg) brachial aufeinander. Und da soll Frau Müller (Karoline-Anni Reingraber) als Klassenlehrerin bestehen!
Der Klassenkampf findet nun im Klassenzimmer auf ca. 40 m² statt mit durchaus sehenswerten schauspielerischen Effekten. Das Ensemble bietet alles; von Aggressivität, über Slapstick bis hin zu gefühlvollen Auseinandersetzungen.
Jeder der Akteure brilliert in seiner zugedachten Spielrolle, voran natürlich Karoline-Anni Reingraber als Frau Müller in der Zerrissenheit als Angriffspunkt durch die Elternschaft und als Pädagogin bzw. Klassenleiterin.
Sebastian Wirnitzer zeichnet als Regisseur sehr differenziert die Charaktere nach, die auch völlig beabsichtigt nicht irgendwo agieren, sondern in Quedlinburg, Halberstadt oder Blankenburg zu Hause sein könnten.
Die Inszenierung „Frau Müller muss weg“ erhält auf Grund der stetig aktuellen Problematik und der sehr überzeugenden Darstellung des Schauspielensembles des Nordharzer Städtebundtheaters für die Spielzeit 2017/2018 den Theaterpreis der beiden Fördervereine.
Dazu bitte ich die Mitwirkenden und Helfer, die heute anwesend sein können
Swantje Fischer
Elisa Ottersberg
Lisa Marie Liebler
Karoline-Anni Reingraber
Stefan-Werner Dick
Daniel Theuring
Stefan Ulrich
auf die Bühne.