Theater Quedlinburg

Die Theaterpreise wurden durch den Theaterförderverein Halberstadt und den Musik- und Theaterverein Quedlinburg am 13.11.2015 vergeben.

Das 2. Sinfoniekonzert der Saison in Halberstadt unter dem Titel "Flammenschrift" war ein toller Rahmen für die Preisverleihung.

Wir danken an dieser Stelle unserem Vereinsmitglied, Herrn Mette-Braem aus Braunlage, welcher auch in diesem Jahr das durchaus beachtliche Preisgeld stiftete.

Wir gratulieren ganz herzlich der Sängerin Runette Botha zum Theaterpreis für ihre künstlerisch herausragenden Leistungen und ebenso dem Team der Inszenierung "Der Freischütz" zum Theaterpreis  für die beste Inszenierung.

Impressionen (alle Bilder von Jürgen Meusel, Ballenstedt):

 

Laudatio von Klaus Rupprich:

Laudatio

für Runette Botha

Zum neunten Mal dürfen wir den Theaterpreis verleihen. In diesem Jahr geht er an eine Künstlerin, deren Wiege nicht in Deutschland stand. Sie hat den wohl weitesten Weg von ihrem Geburtsland Südafrika zur Arbeitsstelle im Harz. Immerhin über 8.800 km liegen dazwischen.

Sie ist erst seit 2013 an diesem Theater engagiert. Über einen Zwischenaufenthalt am Staatstheater Kassel, ihrer ersten Station in Deutschland, kam sie an dieses Haus. Ein Glücksgriff der Theaterleitung. Damals war ihr Vertrag auf ein Jahr befristet, wie sie heute sehen, wurde mehr daraus. Musette in „La Bohème“ war ihre erste Rolle hier in Halberstadt. Nach kurzer Zeit sang sie sich in die Herzen der Zuschauer und der Kollegen. Sie kann eine bemerkenswerte Entwicklung als Sopran an dieser Bühne nachweisen.

In ihrem Heimatland begann sie mit der Cape Town Opera Company in “Don Giovanni”als Donna Elvira. Auch wir durften sie hier an unserem Haus in dieser Rolle bereits erleben. Nun ist sie längst fest im Ensemble des Musiktheaters integriert.

Wer sie persönlich erleben kann, darf sich immer ihrer vollen Aufmerksamkeit und offenen Liebenswürdigkeit sicher sein. Sie interessiert sich für alles, was neu für sie ist. So freut sie sich über jedes neue deutsche Wort, was sie hört: Ein Beispiel aus ihrem Besuch beim Stammtisch unseres Theaterfördervereins: „Heute habe ich gelernt, was Maulwurfhügel heißt“.

Aber deshalb den Theaterpreis? – Nein, die Jury hat sich davon überzeugen lassen, dass ihr Repertoire in den Jahren ihres Wirkens an diesem Theater zunehmend umfangreicher und beeindruckender wurde. Diese Entwicklung ist weder dem Publikum noch der Jury verborgen geblieben. Sie entwickelte sich zu einer Sängerin, die auf der Bühne stimmlich und darstellerisch traumhaft sicher wirkt.

Warum hat sich die Jury nun eigentlich für sie entschieden?   - Nicht eine ihrer großen Rollen, sondern eine überaus beeindruckende Nebenrolle war für die Wahl ausschlaggebend: In dem Ballett „Peer Gynt“ trat sie als „Sängerin“ auf, was auch sonst?! Sie tanzte nicht, sie sang.

Dabei war sie nicht etwa Begleiterscheinung, sie war nicht kommentierende Deuterin am Rand der Handlung, sondern sie verschmolz sängerisch und mimisch als Akteurin mit den Tänzerinnen und Tänzern und bereicherte das Ballett klangmalerisch. Sie verband die Tanzbilder und wurde somit zu einer unverzichtbaren Akteurin.

Bewundernswert, wie die regionale Presse befand.

Wir wünschen uns noch viel von ihr auf den Bühnen unseres Nordharzer Städtebundtheaters und für das Frühjahr 2016 freuen wir uns schon jetzt auf einen Liederabend mit dieser Künstlerin.

Einen herzlichen Glückwunsch zum Theaterpreis 2015 an Runette Botha.

Klaus Rupprich


Laudatio von Jürgen Kohl:

Laudatio zur Verleihung des Theaterpreises für

die Inszenierung „Der Freischütz“

Herzlich willkommen, meine verehrten Damen und Herren anläßlich der Verleihung des Theaterpreises für die Spielzeit 2014/15. Mein Name ist Jörgen Kohl, ich bin stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Theaterfördervereins Halberstadt.

Alle paar Jahre wieder ist es soweit… „Der Freischütz“ steht auf dem Programm. Und damit steht das Nordharzer Städtebundtheater keineswegs allein…. in den vergangenen 5 Jahren wurden in Deutschland insgesamt 550 Vorstellungen in insgesamt 77 Produktionen dieser Oper gespielt und Carl Maria von Weber steht damit auf Platz 7 der meist gespielten Komponisten. Die Hitliste der meist gespielten Opern wird übrigens von Humperdincks „Hänsel und Gretel“ angeführt mit fast 1500 Vorstellungen in den letzten 5 Jahren. Jedoch sind für den „Freischütz“ allein in der Spielzeit 2015/16 elf Neu-Produktionen an deutschen Opernhäusern geplant.

Sie sehen, die deutsche Nationaloper erfreut sich beim Publikum großer Beliebtheit. Für den Regisseur kann dies Segen und Fluch bedeuten. Wie kann ich etwas Neues schaffen? Etwas, das den Zuschauer interessiert und bewegt? Etwas nie Dagewesenes? Bei fast 80 Produktionen in den letzten 5 Jahren ein schwieriges Unterfangen…

Regisseur Christian Poewe wählte den goldenen Mittelweg. Und dass dieser Weg „der Goldene“ war zeigen die fast 2000 Gäste allein in den 9 Vorstellungen im Haus, mit denen das Ensemble auch in Salzwedel, Rathenow und Weißenburg gastierte. Auch die Kritik in den regionalen und überregionalen Medien konnte sich hören und lesen lassen:

„Eine musikalisch vortreffliche und szenisch hoch interessante Arbeit! Eine ganz herausragende Ensemble-Leistung!“

schreibt die Volksstimme.

 „Opernfreunde, die teilweise sogar aus Heidelberg nach Weißenburg gekommen sind, kamen einmal mehr auf ihre Kosten

ist im Weißenburger Tagesblatt zu lesen.

Aus dem Publikum gab es jedoch auch kritische Stimmen… ich weiß, dass einige unter Ihnen denken werden „Warum ausgerechnet der Freischütz?“ aber auch hier befand sich die Inszenierung in bester Gesellschaft…

Nachdem Der Freischütz am 18. Juni 1821 im Königlichen Schauspielhaus Berlin mit triumphalem Erfolg uraufgeführt wurde, sagte eine kritische Stimme:

„Haben Sie noch nicht Maria von Weber’s „Freischütz“ gehört? Nein? Unglücklicher Mann! Aber haben Sie nicht wenigstens aus dieser Oper „das Lied der Brautjungfern“ oder „den Jungfernkranz“ gehört? Nein? Glücklicher Mann!“

Diese Worte stammen von keinem Geringeren als Heinrich Heine… sie sehen, auch die Uraufführung war nicht frei von kritischen Stimmen…

Mit der Produktion des „Freischütz“ in der Spielzeit 2014/15 gelingt Regisseur Poewe eine sehr spannungsreiche Inszenierung. Dabei setzt seine Ausstattungsleiterin Wiebke Horn auf ein in weiß und grau gehaltenes spartanisches Bühnenbild, welches in starkem Kontrast zu den klassischen Kostümen der meisten Darsteller und „nationaloperalen“ Insignien steht. Poewe lässt die Handlung im Kopf des Protagonisten Max stattfinden, der immer wieder von Träumen und bösen Traumfantasien heimgesucht wird. Begleitet wird das gesamte Stück durch immer wieder kehrende, teils redundante Gedanken, die von unserem Schauspielensemble als Stimmen aus dem „Off“ gesprochen werden. Bereits im ersten Akt gelingt es, den Zuschauer eindrücklich in die prekäre Lage des Max zu versetzen und mittels zahlreicher Elemente den steigenden Druck auf ihn zu vermitteln. Viele von Ihnen werden sich beispielsweise an die mittels Videoinstallation projizierten Augen erinnern: ein Zeichen dafür, dass Max Probeschuss von der Öffentlichkeit beobachtet wird… ein Schelm möchte gar eine Parallele zur Gegenwart zur NSA-Spähaffäre ziehen…? Im zweiten Teil ist vielen vielleicht noch die Szene aus der Wolfschlucht in Erinnerung geblieben, die uns Zuschauern durch eine geschickte Choreographie eine Gänsehaut gezaubert hat. Und nicht zuletzt das fast offene Ende durch die fantasievolle Verquickung des klassischen Opernfinales mit dem Ausgang der Novelle, die einst die literarische Grundlage für den Opernstoff geboten hatte.

Doch was wäre die tollste Ausstattung ohne die grandiose Leistung der Künstler? Die Rolle des düsteren Caspar verkörperte Juha Koskela wie kein Zweiter. Nina Schubert brillierte in der Rolle der Ännchen. Runette Botha und Annabelle Pichler spielten und sangen sich mit der tragischen Rolle der Agathe in die Herzen der Zuschauer. Und in Mitten dieses tollen Sängerensembles war Tobias Amadeus Schöner der Star, der eine herausragende sängerische und darstellerische Leistung erbrachte und mit der Rolle des Protagonisten Max einen Höhepunkt seiner bisherigen Sängerlaufbahn an diesem Haus erlebte.

Ergänzt wurde diese sängerische Leistung durch die wie immer exzellente darstellerische Leistung des Chores sowie des Orchesters, das die wunderbare Musik von Webers mit viel Dynamik und Leidenschaft auf bzw. unter die Bühne brachte.

Aber auch „unsere Stars und Künstler“ sind auf die zahlreichen Mitarbeiter hinter und neben der Bühne angewiesen. Daher gilt auch den Technikern, Bühnenarbeitern und Tonmeistern; den Gewandmeisterinnen, Schneiderinnen und Ankleiderinnen; den Bühnen-, Kostüm- und Maskenbildern; Regieassistenten, Inspizienten, Soffleusen und vielen, vielen anderen Mitarbeitern ein herzlicher Dank für so eine gelungene Inszenierung.

Meinen Respekt vor der tollen Leistung, die zum Erfolg der Oper „Der Freischütz“ beigetragen hat und einen herzlichen Glückwunsch an alle Beteiligten zur Verleihung des Theaterpreises für die beste Inszenierung der Spielzeit 2014/15.

 

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